Jan Vermeer
Er gehört zu den populärsten und rätselhaftesten Künstlern in der Dresdner Gemäldegalerie: Jan Vermeer van Delft. Zwei sehr unterschiedliche Gemälde zeigen die rasche Entwicklung Vermeers von einem Historienmaler - dem damals höchten Fach der Malerei - zu einem Maler von bürgerlichen Genreszenen.
Doch es ist sicher nicht diese kunsthistorische Perspektive, die die meisten Museumsbesucher fasziniert. Es ist die suggestive Wirkung seiner Gemälde, insbesondere des "Brief lesenden Mädchens", das August III. 1742 in Paris erwarb.
Wie entstanden die suggestiven Bildwelten Vermeers? Professoren, Lehrkräfte und Studierende der Hochschule für Bildende Künste Dresden haben das Zimmer des briefelesenden Mädchens originalgetreu und maßstabsgerecht nachgebaut. Von der Ausstattung über die Farben bis zum Kostüm steht der begehbare “Vermeer-Raum” den Besuchern als Experimentierfläche zur Verfügung. Das dreidimensionale Modell erlaubt neue Sichtweisen auf Vermeers Arbeitsweise und auf die Entstehung seiner Kompositionen. Nun ist es auch das möglich, was ein Betrachter eines Gemäldes nicht kann: das Bildmotiv aus verschiedenen Perspektiven wahrzunehmen. In der Ausstellung "Der junge Vermeer" war diese Installation zu sehen.
Seit kurzem hat das "Brief lesende Mädchen" einen anderen Platz in der Galerie gefunden. Getrennt von seinem Vorgängergemälde "Die Kupplerin" präsentiert es sich jetzt in Begleitung von Haarlemer und Leidener Malern, die wie Vermeer das Milieu des Bürgers ins Bild gefasst haben. Und in diesem Kontext erweist sich erneut die eigene künstlerische Kraft des Delfter Künstlers: eine Mischung aus Nähe und Ferne herzustellen, gleichsam mit dem Betrachter zu spielen und ihn in die Konzeption der Malerei einzubeziehen. Vielleicht liegt gerade in diesem Dialog von Kunst und Betrachter einer der "modernen" Aspekte von Vermeers Oeuvre begründet, das den zeitgenössischen Museumsbesucher noch immer anspricht.
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