16.07.2011

Der "Holbein-Streit" in Dresden

Am 14.07.2011 wurde Holbeins berühmte Darmstädter Madonna zum Rekordpreis von 60 Millionen Euro verkauft. Bis zum 24. Juli 2011 ist die "Madonna des Bürgermeisters Jacob Meyer" noch im Frankfurter Städel zu besichtigen, was mit dem Gemälde danach passiert, ist noch unklar. Eines aber steht fest: die Zwillingsschwester des Frankfurter Bildes wird weiterhin in der Gemäldegalerie Alte Meister zu sehen sein und damit auf ein spannendes Kapitel der Kunstgeschichte aufmerksam machen. Im Jahre 1871 trafen sich in Dresden bedeutende Kunsthistoriker, um den sog. "Holbein-Streit" zu schlichten. Es ging darum, welches der beiden nahezu identischen Gemälde das originale sei, das Dresdner oder das Frankfurter. Erstmals wurde dieser Streit nicht nur theoretisch ausgefochten, sondern anhand einer systematischen Stilkritik. Dafür wurde der Frankfurter Holbein eigens nach Dresden geschafft. Für das Dresdner Bild fiel das Expertenurteil allerdings negativ aus: es wurde als Kopie des 17. Jahrhunderts entlarft. Für das Fach Kunstgeschichte bedeutete der "Holbein-Streit" ein Meilenstein in der Entwicklung einer eigenen, wissenschaftlichen Methodik.