13.02.2012
Gedenken an die Zerstörung Dresdens
An diesem Tag, der von Nazi-Demos und "No Tears for Krauts"-Rufen gekennzeichnet ist, erinnere ich mich an eine Begegnung im letzten Sommer mit einem älteren niederländischen Herrn, der mir seine Geschichte erzählte: Er wurde bei einer Razzia von deutschen Soldaten in den Niederlanden aufgegriffen und als Zwangsarbeiter nach Dresden gebracht. Hier hat er die Bombardierung miterlebt und musste sich seinen Weg zum Elbufer über Leichen bahnen. Das Chaos nutzte er zur Flucht. Zu Fuß schaffte er es zurück in die Niederlande, drei Wochen lang. Der Mann und ich sind dann mit dem Bus in die Pfotenhauerstraße gefahren, wo er gearbeitet hat. Das Haus gab es noch, im Hinterhof stand ein kleines altes Fabrikgebäude, aber er konnte sich nicht mehr erinnern. Er sprach ohne Hass, Häme und Vorwurf und war voller Mitgefühl für die Opfer der Bombardierung, die ihm zur Flucht verhalf. - Das ganze geschah während einer normalen Stadtrundfahrt, wir sind mit dem Bus also von der touristischen Route abgewichen. Keiner der niederländischen Gäste hat sich beschwert, jeder ahnte, dass es für den alten Mann wichtig war, und Nachfragen von solchen, die das nicht gespürt haben, wurden still und diskret beantwortet. Der Mann hat mir übrigens seine Unterlagen übergeben: auf meinem Schreibtisch liegt sein Fremdenpass, sein Steuerbescheid und ein Notizzettel, der knapp den Nachhauseweg mit den Stationen und der Dauer beschreibt. Er gab sie mir, weil sich in seiner Familie niemand dafür interessierte, und ich sagte ihm, dass es sich um einen wichtigen Teil der Dresdener Stadtgeschichte handelt, der nicht vergessen werden darf.
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